The Perfect Match:
Matthias Schrader: "Das Marketing fordert das Alte ein, der Einkauf aber verlangt die Preise von morgen"
Meldungen zu Übernahmen, Neuausrichtungen, Entlassungen und Pleiten rauschen täglich durch die Feeds. Die Marketingbranche steckt in der Krise und mit ihr die Agenturen. Aber auch wenn jetzt viele das Ende voraussagen: Es gibt eine Zukunft! Mit Matthias Schrader von Oh So Digital hat Conrad Breyer im W&V-Podcast "The Perfect Match" darüber gesprochen, wie die aussehen könnte.

Foto: W&V, Oh So Digital
Matthias Schrader kennen viele als Kopf hinter der Agentur Sinner Schrader. 1996 nahm sie ihre Arbeit auf und wurde später zu einer der größten Digitalagenturen Deutschlands. 2017 übernahm die Unternehmensberatung Accenture Sinner Schrader; Matthias verantwortete die DACH-Region.
Eine neue Rolle von CMOs, ein neues Agenturmodell
2023 stieg er bei Accenture aus und machte sich ein Jahr später mit OH-SO Digital in Hamburg selbstständig. Schrader hat sich der Mission verschrieben, Kunden bei der Optimierung ihrer Marketingorganisation zu helfen. Er unterstützt sie aber auch in Sachen KI und ganz allgemein in digitaler Kommunikation. Darüber hinaus meldet er sich immer wieder mit Beiträgen zur Zukunft der Branche.
Wie jetzt hier im W&V-Podcast "The Perfect Match".
- Dafür machen Conrad Breyer und Matthias Schrader erstmal einen Ausflug in die Geschichte der Werbung mit ihren unterschiedlichen Epochen. Das birgt wichtige Erkenntnisse für heute
- Und stellen fest: Die Experience-Ära ist tot, trotzdem wird weiterhin so getan, als ob es sie noch gibt. Schrader nennt das die "sieben Todsünden" unserer Zeit
- Dann reden die beiden darüber, was jetzt kommt. Stichwort: "Human Spark"
- Und wie das die Rolle von Marken, CMOs und Agenturen in Zukunft verändert
- Dabei geht es auch um ein tragfähiges Agenturmodell zwischen Wirksamkeit und Effizienz
Willkommen zum W&V-Podcast "The Perfect Match". Kollege Conrad Breyer, Redakteur bei W&V für Agenturstrategie, Kreation und Design, spricht regelmäßig mit führenden Köpfen aus Unternehmen und Agenturen über ihre Erwartungen, die Entwicklungen im Markt, Herausforderungen und Lösungen – für den gemeinsamen Erfolg.
In der vierten Ausgabe von "The Perfect Match" entwickelt Matthias Schrader eine sehr differenzierte Vision darauf, wie sich Agenturen in Zukunft aufstellen müssen, um erfolgreich zu bleiben. Seine Vorschläge:
Raus aus der "Exekutionsfalle"
Schrader sieht in künstlicher Intelligenz eine große Chance für Kreativagenturen, sich endlich von der reinen Produktionsarbeit zu lösen. KI werde die Produktionskosten für Kommunikations-Assets nahezu auf Null stellen. Agenturen müssten sich daher "in der Wertschöpfungskette nach oben bewegen" hin zu Beratung, Idee, Konzept, strategischer Kreation und Steuerung.
Human Spark: Der menschliche Funke als Differenzierungsfaktor
In einer Welt, in der KI "Best Practice" für alle zugänglich macht, bleibe die Differenzierung in dem einen Prozent, das über die Norm hinausgeht. Dieser "Human Spark" sei der kreative, emotionale Funke, den nur Menschen erzeugen können und auf den sich Agenturen künftig konzentrieren sollten. Auch wenn das nicht leicht wird.
Neue Vergütungsmodelle: Bezahlung für In- statt Output
Zukünftig sollten Agenturen nicht mehr für ihre Umsetzung bezahlt werden, sondern die strategische und kreative Leistung in Rechnung stellen. Agenturen müssen lernen, für ihre Ideen, ihre Beratung und Steuerleistung honoriert zu werden.
Veränderung des Rollenverständnisses: Vom Dienstleister zum Partner
Damit einher geht im Idealfall ein Bedeutungszuwachs der Agenturen, die wieder stärker als Partner von CMOs wahrgenommen werden, weil sie wie niemand sonst "Marke, Mensch und Markt" verstehen. Sie sollten ganze Business-Lösungen mitentwickeln, nicht nur Kommunikation liefern.
Neue Rolle von CMOs
So werde auf Dauer auch die Rolle der CMOs im Unternehmen gestärkt, die mehr Zugriff auf die 4 "Ps" ihres Portfolios haben sollten: eben auf Product (Produkt), Price (Preis), Place (Vertrieb) und Promotion (Kommunikation). Viele steckten noch immer in der alten Welt: Briefings fragten alte Produktionslogiken ab, der Einkauf aber rechne bereits mit Preisen, die KI möglich macht.
Weniger Angst, mehr Experimentierfreude
Schrader kritisiert die Trägheit in der Branche – sowohl bei Kunden wie auch Agenturen. Er fordert mehr Mut zum Experimentieren, weniger Angst vor Compliance und Datenschutz, mehr Eigeninitiative.
Kleinere, spezialisierte Einheiten statt großer Full-Service-Strukturen
Matthias Schrader erwartet, dass der Agenturmarkt insgesamt kleiner wird, dafür aber wieder relevanter. Viele große Agenturgruppen könnten demgemäß ihre Rolle einbüßen, während kleinere, hochspezialisierte Teams etwa mit Fokus auf Strategie, Markenführung oder KI-Integration an Agilität und Einfluss gewinnen.
Kurz gesagt: Matthias Schrader fordert ein neues Agenturmodell, das Beratung, Kreativität und Technologie intelligent verbindet. Agenturen sollen strategischer, kreativer und mutiger werden mit klarem Fokus auf den "Human Spark" als Differenzierungsfaktor in einer KI-dominierten Welt.
Auf dem W&V-Summit am 11./12. März 2026 diskutiert W&V-Redakteur Conrad Breyer mit namhaften CMOs und Agenturvertreter:innen zur Frage, wie sich Agenturen in Zukunft aufstellen müssen, um ihre Kunden erfolgreich zu betreuen. Zu Gast sind unter anderen Michael Falkensteiner von der Deutschen Telekom und Katrin Menne von Merck. Sichert euch jetzt ein Ticket!
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