Die Botschaft ist klar: Meta weiß besser als du, welche Zielgruppe für dein Produkt geeignet ist. Meta kann bessere Werbemittel erstellen als jede Agentur. Und Meta kann die Ergebnisse besser messen und optimieren als jeder Spezialist. Ein "vertrau uns"-Ansatz in seiner extremsten Form.

Das Ende der Mittelmänner

Matthias Schrader, Gründer von SinnerSchrader und heute CEO bei OH-SO Digital, analysiert Zuckerbergs Vision auf LinkedIn treffend als "brutal". Er schreibt: "Es ist die ultimative Black Mirror/Box Vision" und warnt: "Während viele Agenturen noch versuchen, mit AI mehr Effizienz aus den heutigen Kreations- und Produktionsketten zu ziehen, will Meta diesen Teil der Wertschöpfung komplett automatisieren."

Die Strategie geht weit über die Werbeindustrie hinaus. Zuckerberg deutet an, dass langfristig auch der E-Commerce-Markt ins Visier genommen wird. Wenn Geschäftsinhaber ihre Produkte in Metas Ökosystem anbieten und die Plattform den kompletten Verkaufsprozess übernimmt, wird die gesamte E-Commerce-Infrastruktur in Frage gestellt.

Das Muster ist bekannt: Cut out the middleman. Was im Handel begann, setzt sich nun in der digitalen Wirtschaft fort – diesmal mit dem Turbo-Beschleuniger KI.

Die dritte Welle der sozialen Medien: KI ersetzt Menschen

Besonders aufschlussreich ist Zuckerbergs Einordnung der eigenen Plattform-Evolution:

Die erste Welle bestand darin, Menschen mit ihren Freunden zu verbinden. In der zweiten Welle kam der Content der Creator-Economy hinzu. Jetzt steht die dritte Welle bevor: KI-generierte Inhalte und KI-Kommunikation.

Zuckerberg beschreibt seinen Aha-Moment beim ersten TikTok-Kontakt: Es geht nicht mehr um direkte Kommunikation zwischen Menschen, sondern um ein algorithmisches Empfehlungssystem für Content. Die direkte Kommunikation verlagert sich in Messaging-Dienste wie WhatsApp – und zukünftig auch in Gespräche mit KI-Systemen wie Meta AI.

Mit der Memory-Funktion von Meta AI lernt das System kontinuierlich dazu und sammelt immer mehr Daten über Nutzer. In den USA können sie laut Zuckerberg bereits mit dem Algorithmus "sprechen" und fragen, warum bestimmte Inhalte angezeigt werden. Die therapeutische Komponente ist dabei kein Nebeneffekt, sondern strategisch wichtig: Menschen teilen in solchen Gesprächen wertvolle Informationen, die wiederum das Targeting verbessern.

Brutal effizient oder effizient brutal?

Schrader hinterfragt in seinem LinkedIn-Post die technische Umsetzbarkeit von Zuckerbergs Vision:

"Um zum Beispiel nur ein einziges Anzeigenmotiv mit halbwegs statistischer Belastbarkeit zu testen, braucht es etwa 100.000 Impressions. Bei einem CPM von 10 Euro macht das 1.000 Euro – pro Motiv. Zehntausende Varianten gleichzeitig? Nope."

Er vermutet, dass Meta nicht primär neue Kreationen entwickelt, sondern erfolgreiche Muster erkennt und adaptiert: "Von den 3,5 Milliarden Menschen, die Metas Dienste täglich nutzen, lernt das System jede Sekunde, was funktioniert. Das wird repliziert, variiert, skaliert."

Die Investitionen sprechen für sich: "65 Milliarden Dollar pumpt Meta dieses Jahr in AI, um die (A)dvertising (I)ndustry radikal neu zu formen." Eine Summe, mit der die Werbebranche schlichtweg nicht mithalten kann.

Die Implikationen für die Werbebranche

Was bedeutet das für Werbetreibende und Agenturen? Wenn Zuckerbergs Vision Realität wird, stehen wir vor einem fundamentalen Umbruch. Die traditionelle Rolle von Agenturen bei der Entwicklung von Kreativität, Media-Planung und Performance-Optimierung wird in Frage gestellt.

Nilay Patel von The Verge nennt Zuckerbergs Plan laut Schrader "fundamental feindlich". Schrader kontert treffend: "Klar. Aber auch der Traktor war feindlich gegenüber dem Pferdepflug."

Meta hat die Daten, das Kapital und nun auch die KI-Technologie, um diese Vision umzusetzen. Das Kalkül ist einfach: Je effizienter das System wird, desto größer wird Metas Anteil am Gesamtwerbemarkt. Oder wie Schrader es formuliert: "Das Haus gewinnt immer."

Für die Branche bedeutet das: Entweder man findet Wege, in diesem neuen Ökosystem relevant zu bleiben, oder man wird überflüssig. Die Zeit der Selbsttäuschung, dass KI nur ein Hilfsmittel zur Effizienzsteigerung ist, neigt sich dem Ende zu. In Zuckerbergs Vision ist KI nicht der Helfer der Werbebranche – sie ist ihr Ersatz.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel wurde von unserem Redakteur auf Basis seiner Recherche mit Hilfe eines KI-Systems erstellt. 

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Autor: Jochen G. Fuchs

Jochen G. Fuchs, a.k.a. E-Fuchs, betreut das Themenfeld Commerce bei W&V und ist Kurator der CommerceTECH Conference. Der Journalist, Autor und Verleger ist seit 1999 in wechselnden Rollen im digitalen Handel tätig gewesen und schreibt seit mehr als 10 Jahren über Digital Commerce. Sein Interesse gilt vorwiegend den Themen CommerceTECH (ShopTech, RetailTech), Customer Experience und Nachhaltigkeit im digitalen Handel.