
GfK-Analyse zum Reiseverhalten:
Deutsche buchen Sommerurlaub früher und meiden Türkei
Die Vorbuchungen für den Sommer lassen die Reisebranche auf ein Umsatzplus in diesem Jahr hoffen. Während Griechenland als Reiseziel immer beliebter wird, gehen Türkei-Buchungen stark zurück.

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Nach einem Umsatzrückgang 2016 blickt die Tourismusbranche dank steigender Buchungszahlen mit Zuversicht auf das wichtige Sommergeschäft. "Viele Deutsche haben ihren Haupturlaub noch früher gebucht als sonst - zum Teil schon im November und Dezember vergangenen Jahres", sagte der Präsident des Branchenverbandes DRV, Norbert Fiebig, am Donnerstag wenige Tage vor Beginn der Reisemesse ITB.
Bei den frühen Buchungen für den Sommer verzeichneten die Reisebüros nach Daten der GfK-Konsumforscher bis Ende Januar ein Umsatzplus von zusammengerechnet sechs Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Laut einer aktuellen Analyse der GfK haben die Deutschen für den Sommerurlaub 2017 bislang 5,8 Milliarden Euro im Reisebüro und auf Online-Reiseportalen ausgegeben. Damit sind in den Reisebüros Deutschlands bis Ende Januar rund 40 Prozent der Umsätze einer Sommersaison bereits gebucht.
Besonders beliebte Reiseziele sind in diesem Jahr neben den Balearen vor allem Griechenland, Bulgarien und Kroatien. Die Griechenland-Umsätze haben sich gegenüber 2012 mehr als verdreifacht. Auch für Ägypten ziehen die Buchungen wieder sichtlich an, auch wenn die alten Bestmarken noch nicht erreicht sind. Kreuzfahrten finden immer mehr Fans, während Städtereisen aufgrund der jüngsten Ereignisse und Anschläge an Attraktivität verlieren. Viele Urlauber meiden inzwischen große Events oder Ausflüge in das Nachtleben.
Besonders drastisch bekommt dies auch die Türkei zu spüren, die als Reiseziel deutlich weniger gefragt ist. Laut GfK haben sich in den Reisebüros die mit Türkei-Sommerurlauben erzielten Umsätze im Vergleich zum Vorjahr mehr als halbiert. Familien mit Kindern verreisen lieber in Deutschland oder fahren auf die Balearen, nach Portugal oder Bulgarien.
Sommerurlaub 2017*
in % |
Umsatzanteil |
Veränderung |
alle Reisen Sommersaison 2017 |
|
+6% |
Westliches Mittelmeer |
29% |
-1% |
Östliches Mittelmeer |
24% |
+7% |
Fernreisen |
14% |
+3% |
Nahziele (erdgebundene Reisen) |
9% |
-1% |
*in Reisebüros gebuchte Reisen bis Januar 2017, Vergleich zum Vorjahreszeitraum
Die Branche hofft auf ein besseres Reisejahr 2017. Laut DRV hatten 2016 Anschläge und politische Krisen in beliebten Urlaubsregionen den Reiseveranstaltern ein Minus beschert. Der Umsatz sank demnach gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent auf 30,2 Milliarden Euro. Reisebüros verzeichneten einschließlich Geschäftsreisen ein Minus von 1,3 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro. Zwar boomten auch 2016 Mittelmeerklassiker wie Spanien sowie Fernreisen und Kreuzfahrten. Unter dem Strich habe dies die deutlichen Rückgänge für das wichtige Reiseland Türkei sowie für Tunesien und Ägypten jedoch nicht komplett ausgleichen können, erläuterte Fiebig in Frankfurt.
Dörte Nordbeck, Head of Travel & Logistics Germany bei GfK, ergänzt: "Mit der Türkei ist ein überaus starkes Urlaubsland ins Wanken geraten. Deren Kapazitäten und sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis fehlen andernorts. Dazu kommt, dass die Konzentration auf wenige andere Reiseziele zu Engpässen und steigenden Preisen führt. Die Türkei fehlt." (fs mit dpa)