
Printflaute:
Springers digitale Offensive: Leser zahlen ab 2013 für Bild.de
Bild.de soll im nächsten Jahr kostenpflichtig werden. Vorstandschef Mathias Döpfner will mit der Bezahlschranke Anzeigenerlöse ankurbeln..
Das digitale Angebot der zu Axel Springer gehörenden "Bild"-Zeitung soll im nächsten Jahr kostenpflichtig werden. Dies kündigt der Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner anlässlich einer Telefon-Konzerenz an. Wie das geplante Paid-Content-Modell für Bild.de aussehen soll das will er noch nicht sagen. Es würde sich aber von dem Modell bei Welt.de unterscheiden, das sich an das Modell der "New York Times" anlehnt. Hier müssen die Leser ab einer Zahl von Klicks für weitere journalistische Inhalte zahlen.
Döpfner erhofft sich durch die Einführung von Bezahlinhalten bei Bild.de, dass sich das Anzeigengeschäft bei dem Digitalprodukt weiter verbessert. Als Grund führt der Springer-Chef an, dass zahlende Leser seiner Meinung nach eine höhere Loyalität zu dem journalistischen Produkt entwickelten als nicht-zahlende Nutzer. Damit würde sich bei dem digitalen Produkt die Leserbindung erhöhen und wäre für die werbetreibende Wirtschaft interessanter.
Alles in allem kann nach dem dritten Quartal 2012 festgehalten werden: Das Berliner Unternehmen hat gut vorgebaut und kann daher die Probleme im Printbereich im dritten Quartal dieses Jahres mit Erlösen aus dem Digitalgeschäft ausgleichen. Allerdings schwächt sich das Wachstum dort im Vergleich zu den ersten sechs Monaten etwas ab und anders als im ersten Halbjahr reichen die Zuwächse nicht aus, um die Rückgänge bei Magazinen, Zeitungen und Zeitschriften voll auszugleichen.
Die Zahlen: Axel Springer meldet nach neun Monaten ein Umsatzplus von 3,9 Prozent auf 2,407 Milliarden Euro. Die Printumsätze sind – wie erwähnt - leicht rückläufig, der bereinigte Konzernüberschuss geht von 259,6 auf 256,9 Millionen Euro leicht zurück. Konzernweit seien die Erlöse im dritten Quartal um knapp ein Prozent auf 787,3 Millionen Euro gesunken, teilt das im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin weiter mit. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fällt um 4,4 Prozent auf 150,6 Millionen Euro.
Die digitalen Medien erwirtschaften inzwischen mehr als 55 Prozent der Konzern-Werbeerlöse: Sie können ausgleichen, dass die Werbeerlöse der Printmedien "in einem insgesamt schwierigen Werbemarktumfeld" im In- und Ausland rückläufig sind. So kann Springer dennoch verkünden, dass der Werbeumsatz im Konzern um 9,0 Prozent auf 1,248 Milliarden angewachsen ist. 2011 sind zu diesem Zeitpunkt 1,145 Milliarden eingenommen worden.
Springer-Chef Döpfner bestätigt nun die Prognosen für das laufende Jahr: "Axel Springer nimmt nach neun Monaten Kurs auf ein neues Rekordjahr." Demnach soll der Konzernerlös im einstelligen Prozentbereich zulegen. Für das operative Ergebnis wird weiterhin ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert erwartet.
Döpfner zu den Printproblemen: "Die inländischen Zeitungen und Zeitschriften blieben trotz konjunktureller Herausforderungen hoch profitabel. Allerdings lagen insbesondere die Print-Werbeerlöse im dritten Quartal am unteren Ende unserer Erwartungen. Wir verfolgen deshalb mit Nachdruck unsere bewährte Strategie, die Strukturen im deutschsprachigen Kerngeschäft systematisch auf das veränderte Nutzungsverhalten auszurichten und noch effizienter zu werden." Ein wesentlicher Schritt sei die vor kurzem angekündigte Redaktionsgemeinschaft der Welt-Gruppe, der "Berliner Morgenpost" und des "Hamburger Abendblatts". Döpfner, der auf den Ausfall der Jahresendralley im Werbegeschäft blicken muss, rechnet im Gesamtjahr mit Ergebnisrückgängen im Printgeschäft, "während das Ergebnis des digitalen Geschäfts deutlich über dem Vorjahreswert liegen sollte", wie es heißt.
ps/gl