
Viraler LinkedIn-Post:
CEO handelt sich mit Tränen-Selfie Ärger ein
Mit einem tränenreichen Foto wollte ein CEO aus den USA zeigen, dass Entlassungen Unternehmer nicht kaltlassen. Größtenteils ungerührt sind jedoch die Reaktionen auf Social Media, die bei Weitem nicht alle Sympathie für den „crying CEO“ zeigen.

Foto: Natee Meepian/Shutterstock
Lange habe er überlegt, ob er das Foto überhaupt posten soll, schrieb Braden Wallake zu seinem neuesten Post auf LinkedIn. Im Nachhinein wünscht er sich womöglich, er hätte es nicht getan.
Wallake ist CEO und Gründer der US-Marketingfirma HyperSocial, die LinkedIn-Posts optimiert, und musste vor Kurzem zwei seiner 17 Mitarbeiter entlassen. Dass ihn das nicht kaltlässt, wollte er mit seinem emotionalen Post auf LinkedIn beweisen, in dem er sich mit Tränen im Gesicht zeigt.
„Dies wird das Verletzlichste, was ich je geteilt habe“, schrieb Wallake zu dem Bild. „An Tagen wie diesen wünschte ich, dass ich ein Unternehmer wäre, der nur aufs Geld aus ist und dem es egal ist, wen er dabei verletzt. Aber das bin ich nicht. Also wollte ich den Menschen zeigen, dass nicht jeder CEO da draußen kaltherzig ist und sich nicht darum schert, wenn er oder sie Mitarbeiter entlassen muss.“ Er sei sich sicher, dass es Hunderte oder sogar Tausende wie ihn gebe, über die schlicht nicht geredet würde. „Ich weiß, dass es nicht professionell ist, meinen Mitarbeitern zu sagen, dass ich sie liebe. Aber ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass sie wissen, wie sehr ich es tue.“ Er könne sich keinen größeren Tiefpunkt als diesen vorstellen.
Ärger und Spott auf Social Media
Als er die letzteren Worte schrieb, konnte er sich wohl die Reaktionen auf seinen viralen Post, der schnell Tausende Kommentare auf LinkedIn und jede Menge Aufmerksamkeit auf anderen Plattformen erlangte, nicht vorstellen. Denn viele kritisierten Wallake und seinen Tränen-Post als egozentrisch und unsensibel dafür, über seine eigenen Gefühle zu sprechen, während der „Washington Post“ zufolge in den USA in diesem Jahr bislang allein in der Tech-Branche 68.000 Mitarbeiter entlassen werden mussten.
„Au weia. Ich wurde gerade entlassen, zusammen mit vielen anderen. Wenn mein CEO so etwas gepostet hätte, würde ich wohl verrückt werden“, heißt es in einem Kommentar auf LinkedIn. „Vielleicht hätten Sie in Ihrem Post über die Menschen schreiben sollen, auf sie sich Ihre Entscheidungen ausgewirkt haben, anstatt über sich selbst“, schreibt ein anderer User.
Neben dem Ärger mangelte es auch nicht an Spott über den „crying CEO“ (weinender CEO), wie er getauft wurde. Nutzer machten sich über die Tatsache lustig, dass Wallake vor Kurzem die Patenschaft für einen Seeotter übernommen hatte, und posteten Parodien und eigene Selfies, auf denen sie sich weinend stellen.
Entlassener verteidigt seinen ehemaligen Chef
Doch es gab auch Zuspruch für Wallake, der sich nach Meinung anderer LinkedIn-Nutzer offen und menschlich zeigte. „Danke, dass Sie meinen Glauben an die Geschäftswelt wieder hergestellt haben“, lautet ein Kommentar. Und: „Wenn ich diesen Post sehe, sehe ich einen Menschen, der sein Bestes gibt.“
Wallake selbst sagte dem Magazin „Vice“, er habe mit seinem Post lediglich zeigen wollen, dass „hinter Entlassungen normale Menschen stecken“ und diese nicht immer geschehen, damit CEOs ihren eigenen Gewinn aufstocken könnten. Er selbst würde sich aktuell kein Gehalt auszahlen. Er habe seinen eigenen Tiefpunkt keinesfalls in den Vordergrund stellen wollen, denn seinen entlassenen Mitarbeitern würde es viel schlechter gehen.
Einer davon, Noah Smith, meldete sich einen Tag nach dem Post seines ehemaligen Chefs indes selbst auf LinkedIn zu Wort und stellte sich hinter Wallake. „Es macht mich traurig, dass es einen zur Zielscheibe für Menschen macht, die andere angreifen wollen, wenn man sich online verletzlich zeigt“, schrieb er. Er freue sich über den Zuspruch und die Bewerbungsangebote, die er aufgrund des viralen Hits erhalten habe, doch er wolle zukünftig „nur für Menschen wie Braden Wallake arbeiten“.
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