
Proteste vor dem Event im Juni:
Cannes Lions: Kritik an mangelnder Jury-Vielfalt
Die Nominierung der brasilianischen Jury sorgt für heftigen Protest der Kreativen des Landes. Sie wenden sich in einem Offenen Brief an Lions-Chef Simon Cook. Die Kritikpunkte – und was Cook antwortet.

Foto: canneslions.com
Das Cannes Lions International Festival of Creativity gilt als weltweit bekannteste Veranstaltung der Werbebranche. Cannes ist seit 1984 ständiger Veranstaltungsort des Events. Das diesjährige Festival wird vom 20. bis 24. Juni stattfinden. Ende April haben die Veranstalter um Festival-Chef Simon Cook die Jury-Mitglieder für die Cannes Lions bekanntgegeben. In Bezug auf die Nominierung der brasilianischen Jury für 2022 regt sich im Vorfeld nun starker Protest, wie The Drum berichtet.
Im Zentrum der Kritik einer großen Gruppe brasilianischer Werber und Kreativer steht die überwiegend weiße brasilianische Jury. Deren Zusammensetzung, so der Vorwurf, lasse jegliche Diversität vermissen. Die brasilianische Jury besteht aus 25 Mitgliedern, aber nur eines ist schwarz. Nur zehn der Juroren sind Frauen.
Simon Cook hat auf die Proteste reagiert und zugegeben, bei der Besetzung der brasilianischen Jury habe man "das Ziel verfehlt".
Das Kollektiv fordert in seinem Schreiben, das Auswahlverfahren "dahingehend zu ändern, dass die proportionale Vielfalt eines Landes bei den Kriterien berücksichtigt wird". Auf Social Media sorgt der dazugehörige Hashtag #BlackBrazilianJurorsAtCannes für zusätzliche Aufmerksamkeit.
Gabriela Rodrigues, Chefin der führenden brasilianischen Agentur Soko, erklärt: "Wir wissen, dass unabhängige Agenturen und unabhängige Karrieren derzeit seltener in die Jurys gewählt werden. Wir wissen, dass eine Lions-Vergangenheit ein wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Jurors ist. Aber sind dies die besten Indikatoren für Kreativität? Und will das Festival damit die von ihm so sehr gepredigte Inklusion und Repräsentation in die Praxis umsetzen?"
Ihre zentrale Forderung: "Wir wollen, dass die klugen Schwarzen, die es auf dem brasilianischen Markt - und auch außerhalb Brasiliens - gibt, eine echte Chance bekommen." Der Clube de Criação do Brasil, eine Organisation brasilianischer Kreativer, wird erstmals von einer schwarzen Frau geführt.
Cannes-Lions-Chef Simon Cook verspricht, man werde "für eine bessere Vertretung auf globaler Ebene sorgen - und auf lokaler Ebene, insbesondere in Brasilien. Bislang haben wir uns auf Inklusivität und Repräsentation auf globaler Ebene konzentriert, wobei der Anteil Schwarzer Menschen von 8 % im Jahr 2021 auf 13 % in diesem Jahr und der Anteil farbiger Menschen von 37 % auf 47 % gestiegen ist. Dies sind Schritte in die richtige Richtung auf globaler Ebene."
Die Kriterien der Jury-Besetzung werde man in Zukunft "überprüfen, die Transparenz in Bezug auf die Vertretung in den Ländern erhöhen und sicherstellen, dass die Jurys auf Länderebene repräsentativ für die Gesellschaft sind".
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