
VDZ Publishers‘ Summit:
Verleger nehmen die neue Regierung in die Pflicht
Die Zeitschriften-Verleger treffen sich erstmals seit 2019 bei ihrem Jahreskongress wieder vor Ort - und machen der künftigen Regierung klar, dass die Medienmacher einiges von ihr erwarten.

Foto: W&V
Nachdem der Publishers' Summit des Verlegerverbands VDZ im vergangenen Jahr pandemiebedingt nur virtuell stattfinden konnte, konnte sich die Zeitschriftenbranche in diesem Jahr auch wieder vor Ort treffen: Ein hybrides Veranstaltungsmodell macht es möglich, dass VDZ-Hauptgeschäftsführer Stefan Scherzer und VDZ-Präsident Rudolf Thiemann rund 250 Gäste in Berlin auch persönlich begrüßen konnten.
Thiemann nahm in seiner Eröffnungsrede auch sogleich die künftige Regierung in die Pflicht: Es sei eine dringende Aufgabe der Koalition, verlässliche Rahmenbedingungen für die digitale und gedruckte Zeitschriftenpresse zu schaffen. "In der digitalen Transformation sind gedruckte wie digitale Zeitschriftenangebote gleichermaßen unverzichtbar und schützenswert", so Thiemann. "Wir müssen die Millionennachfrage der Menschen nach gedruckter Presse ebenso bedienen wie die Millionennachfrage nach digitalen Angeboten. Der Fortbestand einer vielfältigen Zeitschriftenpresse hängt davon ab!"
Unterstützung bei der Zustellung
Dazu brauche es "positive politische Rahmenbedingungen auf beiden Seiten" – etwa die diskriminierungsfreie Förderung der Zustellung aller Zeitschriften und Zeitungen sowie das Recht der digitalen Angebote, von ihren Nutzern die gesetzlich nötigen Einwilligungen für Vertrieb und Vermarktung erlangen zu können.
Handlungsbedarf macht Thiemann auch bei den aktuellen Verhandlungen zur Regulierung der Digitalmonopole in Brüssel aus: "Es kann nicht sein, dass die EU-Kommission und nun auch offenbar der Ministerrat Google und Facebook von der Basisverpflichtung auf faire und diskriminierungsfreie Zugangsbedingungen ausnehmen wollen. Weder die geschäftsführende noch die künftige Bundesregierung darf das akzeptieren", so sein Appell.
Auch eine Runde aus Verlagsvertretern war sich über diese Notwendigkeit einig. Dazu müsse auch die Möglichkeit geschaffen werden, weitere Allianzen einzugehen. Springer-Manager Christian Nienhaus (Bild) forderte, dass "das Kartellrecht mit der Veränderung der Märkte endlich mitwachsen muss". Bianca Pohlmann von der Funke Mediengruppe sieht sogar Bedarf für strategische Allianzen bis in kaufmännische Bereiche hinein.
Herausforderungen sehen die Medienmacher auch im publizistischen Bereich. "Die neue Regierung muss eine echte Aufbruchstimmung erzeugen und Dinge machen, die das Leben der Menschen erleichtern", sagt Jörg Quoos, Chefredakteur der Funke Zentralredaktion. Dafür sei die Fokussierung "auf die wirklich wichtigen Projekte notwendig." Dazu zählt auch die Kundenbindung, betont Melanie Amann, Mitglied der Spiegel-Chefredaktion: Ihr ist es wichtig, "die Leser, die uns über Einstiegsangebote lesen, auch zu dauerhaften Zahlern zu machen." Ein Abo müsse eine so normale Ausgabe werden "wie die Telefonrechnung."
Die Themen 2022: Demokratie und Wirtschaftlichkeit
Und was werden die großen Themen für die Verleger im Jahr 2022 sein? Für Philipp Welte, VDZ-Vizepräsident und Burda-Vorstand, ist es entscheidend, dass die neue Regierung erkennt, wie groß die Bedeutung der freien Presse für die pluralistische Demokratie ist. "Wer als politisch Verantwortlicher die Freiheit unserer Gesellschaft und deren Stabilität will, der muss dafür Sorge tragen, dass wir Verlage unserer Aufgabe in der Demokratie auch unter den wirtschaftlichen Bedingungen des 21. Jahrhunderts gerecht werden können."
Bauer Media-CEO Ingo Klinge hatte auch noch einen praktischen Tipp parat, wie die Verleger das Bewusstsein der Politiker für die Bedürfnisse der Medien schärfen könnten: "Einfach öfter mit den Politikern sprechen." Er für seinen Teil werde in der kommenden Woche gleich mal seinen Abgeordneten anrufen.