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Verleger fordern die Politik zum Handeln auf
Der Verlegerverband VDZ zieht Bilanz für 2020: Die Zeitschriftenbranche konnte sich zwar behaupten, sieht sich aber von der Politik benachteiligt, die nicht die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffe.

Foto: Unsplash/Charisse Kenion
Seit über einem Jahr muss sich nun auch die Print-Branche in der Pandemie behaupten. Und in weiten Teilen klappt das auch ganz gut – das zeigen die Entwicklungen, die der Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz 2021 vorgestellt hat.
"Die Corona-Krise legt die Sollbruchstellen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft offen. Es wurde im Corona-Jahr deutlich, dass die 360°-Versorgung der Lesermärkte über alle Verbreitungswege und die breit gefächerten Print- und Digitalmodelle der Zeitschriftenmedien zur Refinanzierung der Inhalte und Services funktionieren", so VDZ-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer.
"Die Zeitschriftenmedien haben die die Chancen der Transformation genutzt und verzeichnen digital erhebliche Reichweiten- und Erlöszuwächse, sowie gewachsenes Vertrauen in die Informationsqualität der journalistischen Angebote." Um die Erfolge in der Transformation nicht zu gefährden, fordere man nun von der Politik ein Belastungsmoratorium für die gedruckte und digitale Presse.
Zwar ging der Branchenumsatz 2020 auch aufgrund der Pandemie und der mit ihr verbundenen Einschränkungen auf 18,8 Milliarden Euro zurück – im Vorjahr waren es noch 20,2 Milliarden Euro. Einige Bereiche entwickelten sich jedoch positiv: Den Paid Content-Umsatz mit E-Papern und Paywall-Modellen konnten die Publikumsmedien um 44 Prozent auf rund 200 Millionen Euro steigern. Die E-Paper-Auflage der Publikumstitel stieg innerhalb eines Jahres von 31,4 Millionen auf 37,3 Millionen Ausgaben; die Zahl der Visits verbesserte sich von 17,2 auf 21 Milliarden.
Trotzdem: Die negative Entwicklung in anderen Bereichen konnte die gute Performance von Paid Content, Podcasts, Merchandising und anderen Online-basierten Geschäften nicht ganz wettmachen. Der Umsatzrückgang im Konferenzgeschäft betrug 77 Prozent, der Print-Anzeigenmarkt schrumpfte um 11 Prozent, der Print-Vertrieb um 4,8 Prozent.
Daran ist jedoch nicht ausschließlich Corona schuld. Die Pandemie habe aber den strukturellen Wandel in den Märkten beschleunigt, so Philipp Welte, Sprecher der Publikumszeitschriften und VDZ-Vizepräsident: "Fast ein Drittel der gesamten Werbeausgaben in Deutschland fließt inzwischen zu Google, Facebook und Amazon. Umso wichtiger ist es deshalb geworden, den Verlagen angemessene politische Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu schaffen: Wer eine freie Presse will, darf ihre wirtschaftlichen Grundlagen nicht verschlechtern."
Von zentraler Bedeutung sei dabei der Digital Markets Act der EU, der die großen Tech-Plattformen auf diskriminierungsfreie und faire Zugangsbedingungen verpflichten müsse, "um die Willkür der Monopolisten zu beenden." Es brauche zugleich auch eine Stabilisierung der steigenden Zustellkosten für Zeitschriften und Zeitungen, "weil auch hier ein Monopolist willkürlich das wirtschaftliche Fundament der freien Presse destabilisiert.", so Welte.
Welche Folgen die kontinuierlich höher als die Inflationsrate steigenden Zustellkosten der Deutschen Post für die Zukunftsfähigkeit der Zeitschriften haben, sollen die Ergebnisse einer noch in Auswertung befindlichen repräsentativen VDZ-Studie zeigen, die der VDZ demnächst im Detail vorgestellen will.
Auch in einer andren Thematik sehen die Verleger die Politik nach wie vor in der Pflicht: Nachdem die geplante Presseförderung laut Bundeswirtschaftsministerium für diese Legislaturperiode nicht zustande kommt, fordern die Verlegerverbände VDZ und BDZV eine nachhaltige Förderung der Pressezustellung ab der nächsten Legislatur. Denn: "Die Zustellförderung ist nach wie vor das richtige Instrument, um die Verlage in der Transformation wirksam zu unterstützen und gleichzeitig die Unabhängigkeit der Redaktionen zu wahren", so eine Verbandssprecherin.