Wie nachtragend ist die Börsenaufsicht?

Für VW könnte das Verwirrspiel ernsthafte Konsequenzen seitens der US-Börsenaufsicht SEC nach sich ziehen, berichtete die Nachrichtenagentur AP. Denn infolge der Mitteilung sei der Aktienkurs am Dienstag um fast fünf Prozent gestiegen. Eine Reaktion seitens der SEC gab es dazu zunächst nicht.

Ein VW-Sprecher in Deutschland erklärte dazu am Mittwoch: "Eine Beeinflussung des Börsenkurses können wir aufgrund der Werbekampagne nicht erkennen. Das war und ist auch nicht Ziel der Aktion." Die Absicht sei gewesen, Aufmerksamkeit "für ein wichtiges Unternehmens- und Industriethema in den USA" zu schaffen. "Dazu wurde eine integrierte nationale US-Marketingkampagne - auch mit einem Augenzwinkern - entwickelt und umgesetzt."

Positive Rückmeldungen in den sozialen Netzwerken zeigten, dass das Ziel erreicht worden sei. "Gleichzeitig bedauern wir, sollten wir in der Wahrnehmung Einzelner über das Kampagnenziel hinausgeschossen sein", erklärte der Sprecher. Gesteuert habe die Kampagne Volkswagen of America. Die zuständigen Bereiche der Marke Volkswagen Pkw in Wolfsburg seien darüber vorab informiert gewesen.

Erst 2019 hatte die Marke Volkswagen, die sich immer noch vom Dieselskandal erholen muss, ihren Markenauftritt samt Logo umfassend überarbeitet, um authentischer und umweltfreundlicher zu wirken.

"Wenn VW halb so gut beim Klimaschutz wäre wie beim kalkulierten Kalauern, man müsste sich nicht sorgen um die Zukunft des Konzerns", kritisierte nun Benjamin Stephan von Greenpeace. "Damit Voltswagen kein hohler PR-Gag bleibt, braucht VW einen klaren und schnellen Abschied vom Verbrennungsmotor", forderte er.

Auch Pedro Pacheco, Autoexperte der Analysefirma Gartner, bewertet die Werbeaktion kritisch. "Es ist zwar einerseits gut, dass sie mutig sein wollen, da große Autokonzerne eher bekannt dafür sind, ungern Risiken einzugehen", sagte er. "Aber es war ein riskanter Schritt, der enttäuschte Kunden hinterlassen könnte."

Die Werbung des Autokonzerns hat zuletzt mehrfach zu Kontroversen geführt. So erschien im Februar eine Anzeige auf dem rechten US-Nachrichtenportal "Breitbart". VW führte das auf einem fehlerhaften Filter zurück. Im vergangenen Jahr musste VW zudem ein rassistisches Werbevideo für den neuen Golf zurückziehen. Darin wurde ein schwarzer Mann von einer weißen Hand herumgeschubst.