
Technik-Kolumne:
TechTäglich: So langsam ist unser Internet
Vor dem Mittagessen die wichtigsten Meldungen des Tages – das ist TechTäglich, die Technik-Kolumne von W&V. Heute mit der deutschen Internet-Bremse und mit "Instagram-Fotos" aus dem Jahr 1913.

Foto: W&V
So langsam ist unser Internet
In Deutschland ist sogar das "schnelle Internet" viel zu langsam. Und Corona hat verdeutlicht, wie sehr Schulen dadurch bei der digitalen Bildung gehandicapt sind. Der WDR berichtete gerade, dass in Nordrhein-Westfalen nur jede dritte Schule überhaupt ans Glasfasernetz angeschlossen ist. Laut einer Umfrage des Senders unter knapp 4.000 Schulen in NRW müssen sich im Durchschnitt 9,6 Schülerinnen und Schüler einen Desktop-PC teilen. Auf ein Tablet kommen 12,8 Nutzer, und auf einen Laptop sogar 30,3 Personen. In ganz Nordrhein-Westfalen stehen für den Unterricht nur rund 300.000 Geräte zur Verfügung. In Bayern sind es immerhin 500.000, bei geringerer Schülerzahl. Und selbst wenn deutsche Schulen bereits ans Glasfasernetz angeschlossen sind, sind die Leitungen meist zu langsam, wenn eine Vielzahl von Schülern gleichzeitig online ist.
In einer neuen Studie der Online-Lernplattform Preply belegt Deutschland unter 30 OECD-Ländern bei den Voraussetzungen für digitale Bildung nur Platz 13, mit 60,8 von 100 möglichen Punkten. Größte Bremse ist dabei das zu langsame Breitband-Internet. Selbst Glasfaseranschlüsse ermöglichen in Deutschland im Schnitt nur Downloads von 91,3 Megabit pro Sekunde, während Tempo-Spitzenreiter Schweiz auf 155,9 Megabit kommt. Beim Hochladen von Daten ins Netz, das für das Arbeiten in der Cloud wichtig ist, liegt Deutschland mit 38,1 Megabit sogar nur auf Platz 20. Hier bietet Spitzenreiter Niederlande mit 73,7 Megabit annähernd die doppelte Geschwindigkeit. Weiteres Problem: In Deutschland stehen derzeit nur 220 Studiengänge und -kurse zur Verfügung, die vollständig online stattfinden. In Großbritannien sind es 4.281. Die besten Voraussetzungen für erfolgreiches E-Learning bietet Norwegen mit dem Maximum von 100 Punkten.
Hans Zimmer komponiert Netflix-Intro fürs Kino
Wer regelmäßig Original-Filme und Serien von Netflix sieht, kennt das "Ta dum"-Soundlogo, mit dem die Streams starten. Dieses Intro ist längst zum Markenzeichen des Streamingdienstes geworden, auch wenn es nur drei Sekunden lang ist. Für Smartphones, Tablets und Fernseher genügt diese Länge. Fürs Kino darf es dagegen dramatischer und ausführlicher sein. Dafür hat Netflix jetzt Hans Zimmer ("Gladiator", "Inception") angeheuert.
Hollywoods deutschstämmiger Star-Komponist hat ein 16-Sekunden-Intro geschrieben und produziert, das künftig im Kino vor Netflix-Produktionen läuft. Der wuchtige Jingle soll mithelfen, den Streamingdienst auch als ernstzunehmenden Produzenten von Kinofilmen zu etablieren. Aktuell laufen Netflix-Filme vor allem auf der großen Leinwand, damit sie sich für die Oscars qualifizieren. Hier war die Kino-Präsenz bisher verpflichtend, um in die Auswahl zu kommen. Wegen Corona akzeptiert die Academy für 2021 allerdings erstmals reine Streaming-Filme, so Engadget. Trotzdem könnte das aufwändige Hans-Zimmer-Intro darauf hindeuten, dass Netflix künftig verstärkt auch aufs Kino setzen will.
iPhone 12: Das sind die Termine
US-Analyst Jon Prosser ist seit Monaten die treffsicherste und zuverlässigste Quelle für Geheimnisse, die Apple gerne für sich behalten würde. Er verfügt offenbar über beste Kontakte nach Cupertino und hat zuletzt die Starttermine von iPad Pro, iPhone SE, MacBook Pro und iMac korrekt vorhergesagt. Nun plaudert Prosser detailliert aus, wie Apple seinen Herbst plant, mit allen Ankündigungsterminen fürs Weihnachtsgeschäft. Demnach brauchen vor allem Käufer des iPhone 12 Pro dieses Jahr viel Geduld.
In seinen "neuen und aktualisierten Terminen" erwartet der Apple-Augur zunächst in der Woche vom 7. September die Präsentation der Apple Watch Series 6 und von aktualisierten iPads – allerdings ohne Event, sondern nur per Pressemitteilung. Das iPhone 12 in der Standard-Version stellt Apple demnach in der Woche vom 12. Oktober auf einer Veranstaltung vor, der Verkauf startet eine Woche später. Das iPhone 12 Pro soll dann erst im November folgen, so spät wie nie. Ein exaktes Datum für die Pro-Präsentation hat Prosser in seiner Glaskugel allerdings noch nicht erspäht – Apple weiß es wohl selbst noch nicht.
Zum Download: Lehrer-Handbuch für digitalen Unterricht
In der Corona-Krise mussten auch Lehrer viel dazulernen. Wie funktioniert der Mix aus analogem und digitalem Lernen optimal? Wie lässt sich dieser "Hybridunterricht" planen und verwirklichen? Vor dieser Frage stand auch Tim Kantereit, Mathelehrer an einer Bremer Gemeinschaftsschule und Ausbilder von Lehramtsanwärtern. Er hatte sich schon vor Corona Gedanken über zeitgemäßes Lernen gemacht. Und er startete ein Projekt, um seine Kolleginnen und Kollegen bundesweit zu unterstützen. Ergebnis ist das Buch „Unterricht 101. Ein Leitfaden zum Blended Learning für angehende Lehrer:innen“, das jetzt kostenlos zum Download oder gedruckt zum Selbstkostenpreis erschienen ist.
Das Buch enthält zahlreiche Tipps nicht nur für angehende Lehrerinnen und Lehrer. Es beantwortet Fragen wie: "Wie baue ich (auch digital) eine starke Beziehung zu den Schüler:innen auf?", "Wie motiviere ich in digitalen Lernsettings?" oder "Wie gestalte ich Unterricht in Präsenz- und Fernlehre?". Tim Kantereit hatte das Projekt unter den Hashtags #twitterlehrerzimmer oder #twlz auf Twitter gestartet und fand bundesweit 32 Kolleginnen und Kollegen, die sich mit eigenen Beiträgen beteiligten. Die Finanzierung lief über Crowdfunding. Der Initiator staunt gegenüber der Berliner Zeitung über die hohe Qualität der Beiträge, die den Weg in das Buch fanden: "Ich wusste ja auch nicht, was ich da geschickt bekomme. Aber es war unglaublich, wie viel Know-how und Kompetenz zum Vorschein gekommen ist. Ich habe selbst schon total viel dazugelernt."
Twitter feiert Fotos aus dem Jahr 1913
Ein Mädchen im roten Kleid an einem idyllischen Strand – die bezaubernden Fotos, die jetzt auf Twitter für Furore sorgen, könnten ohne Weiteres von einer Instagram-Influencerin aus dem Jahr 2020 stammen. Doch in Wahrheit sind die Bilder 107 Jahre alt. Sie entstanden im August 1913, weniger als ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an der Bucht von Lulworth Cove im englischen Dorset. Die Fotos zeigen die damals 16-jährige Christina Bevan, die erst 1981 im Alter von 84 Jahren gestorben ist.
Für diese faszinierenden Bilder aus der Vergangenheit hat der Engländer Stuart Humphryes mittlerweile über 10.000 Likes und zahllose begeisterte Kommentare eingesammelt. Er arbeitet in London als Foto-Restaurator und als Video-Editor bei der Produktion der Fernsehserie "Doctor Who". Humphryes musste die Fotos von Christina Bevan nicht kolorieren. Denn sie wurden schon damals in Farbe aufgenommen, als so genannte "Autochromes". Bei diesem 1904 erfundenen Verfahren sorgt Kartoffelstärke für das Einfärben der Bilder. Stuart Humphryes hat die Fotos lediglich digital gesäubert, um mit den magischen Bildern aus dem Jahr 1913 sein Versprechen einzulösen: "Ich lüfte den Schleier der Geschichte."