
Fake-News:
Tech-Riesen sagen vor US-Kongress aus
Es waren Fake-News in sozialen Netzwerken, die zum Sturm auf das Kapitol in Washington führten. Deswegen lud der US-Kongress nun Facebook, Google und Twitter zur Anhörung.

Foto: Unsplash / Angelvela
Die Chefs von Facebook, Google und Twitter mussten vergangene Nacht vor dem US-Kongress aussagen. Thema der Anhörung war der Kampf gegen Fake-News im Internet. Während die Demokraten die Plattformen vor allem wegen der Falschinformationen über das Coronavirus und die US-Präsidentschaftswahl kritisierten, warfen die Republikaner den Tech-Riesen vor allem die Unterdrückung konservativer Ansichten vor.
Einig sind sich die Parteien in einem Ziel: Beide wollen Änderungen an der so genannten "Section 230"-Regelung durchsetzen, die Online-Plattformen vor Konsequenzen für Behauptungen ihrer Nutzer schützt, ihnen aber gleichzeitig Möglichkeiten einräumt, gegen einzelne Inhalte und Nutzer vorzugehen.
Einig waren sich aber auch Mark Zuckerberg, Sundar Pichai und Jack Dorsey in ihrer Taktik, auf die gezielten "Ja"-"Nein"-Fragen der Abgeordneten möglichst ausweichend zu antworten. Diese fragten unter anderem, ob sich die drei Tech-Chefs für die Ereignisse in Washington verantwortlich fühlten oder verlangten, dass die Plattformen 12 prominente Anti-Vaxxer entfernten, die für 65 Prozent aller Falschinformationen zu Impfstoffen verantwortlich sind.
Zuckerberg hält Facebook bei politischen Beiträgen für wenig relevant
Zuckerberg führte in seiner Einlassung an, dass politische Beiträge nur sechs Prozent dessen ausmachen würden, was US-Nutzer in ihren News-Feeds sähen. Zudem hatte er schon im Vorfeld vorgeschlagen, dass der Kongress in Betracht ziehen solle, den Schutz der Vermittlerhaftung von Plattformen für bestimmte Arten ungesetzlicher Inhalte von den Best Practices zur Bekämpfung der Verbreitung dieser Inhalte abhängig zu machen.
Darüber hinaus betonte der Facebook-Gründer die Anstrengungen seines Teams, Falschinformationen entgegenzuwirken. Dazu zähle unter anderem die Zusammenarbeit mit 80 Fact-Checking-Organisationen und die Kennzeichnung entlarvter Fake-News. Insgesamt seien laut Zuckerberg 12 Millionen falsche Inhalte mit Bezug zu Covid-19 entfernt worden.
Auch Google-Chef Sundar Pichai stellte seine Bemühungen im Kampf gegen Fake-News in den Vordergrund und warnte vor "unbeabsichtigten Folgen", die eine Aufhebung von Section 30 bewirken könne. Dies würde sowohl der freien Meinungsäußerung als auch der Fähigkeit der Plattformen schaden, verantwortungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, um die Nutzer zu schützen, sagte er vor dem US-Kongress. Twitter-Chef Jack Dorsey forderte, dass die Bemühungen zur Bekämpfung von Fehlinformationen damit verbunden sein müssten, sich das Vertrauen der Nutzer zu verdienen. Hier seien mehr Transparenz, faire Verfahren, die Ermöglichung algorithmischer Entscheidungen und die Stärkung der Privatsphäre gefragt.
Die Anhörung war im Februar angekündigt worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass viele derjenigen, die auf das US-Kapitol marschierten, sich über soziale Medien organisiert und Kampagnen unterstützt hatten, die fälschlicherweise behaupteten, die Präsidentschaftswahl sei Donald Trump gestohlen worden.