Bitkom-Studie:
Smartphone ist Trumpf: So shoppen die Deutschen online
Inzwischen hat das Handy alle anderen Geräte überrundet, wenn es ums virtuelle Einkaufen geht. Pro Monat shoppen die Deutschen etwa für 207 Euro online. Dabei sind sie durchaus experimentierfreudig.
Das Smartphone ist in der Corona-Pandemie zum meistgenutzten Gerät für Online-Shopping in Deutschland geworden - und die Websites der Händler sind schlecht darauf vorbereitet. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Digitalverbands Bitkom.
Einer Umfrage zufolge erledigen aktuell 60 Prozent ihre Käufe im Netz über das Mobiltelefon, im vergangenen Jahr waren es noch 54 Prozent.
Die Websites vieler Onlinehändler seien aber weiter vor allem auf die Nutzung mit großen Computer-Bildschirmen ausgelegt, kritisierte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Davon profitieren immerhin die 57 Prozent, die für ihre Einkäufe auf das Notebook zurückgreifen.
Die Bitkom-Umfrage zeigte auch, dass Online-Shopping nach dem Corona-Schub für die Mehrheit der Verbraucher dauerhaft zum Alltag gehören wird. Denn 51 Prozent gaben an, dass sie auch weiter eher vermehrt im Netz einkaufen werden. Für sehr wahrscheinlich hielten dies weitere 36 Prozent.
Mehr als ein Drittel (37 Prozent) kauft mindestens ein Mal pro Woche online ein, vier Prozent gaben an, dies sogar täglich zu tun. Am häufigsten kaufen die 30- bis 49-Jährigen im Netz ein.
Bereit für Neues
Durch die Einschränkungen landete nicht nur mehr, sondern auch anderes als bisher im Warenkorb der Deutschen. So kaufte ein Fünftel (20 Prozent) seit Beginn der Pandemie erstmals Waren wie Kleidung, Schuhe oder Accessoires im Web. Jede oder jeder Sechste (16 Prozent) bestellte zum ersten Mal Medikamente im Netz und 10 Prozent suchten sich dort erstmals ärztliche Beratung. 16 Prozent bestellten zum ersten Mal beim Lieferservice Pizza, Sushi und Co. und 15 Prozent erledigten während der Pandemie ihre Lebensmitteleinkäufe erstmals online.
Am populärsten sind große internationale Plattform wie Amazon und Ebay. Dort kaufen der Umfrage zufolge 79 Prozent der Online-Shopper ein. Es folgen überregionale Händler wie Mediamarkt und Lidl mit 64 Prozent. Auf Online-Shops regionaler Einzelhändler greift rund jeder Vierte zurück (28 Prozent).
Chancen für Knuspr, Flink & Co.
Mit neuen Dienstleistern wie Gorillas oder Knuspr können vor allem die Jüngeren etwas anfangen. 17 Prozent der 16- bis 29-Jährigen haben schon einmal bei Gorillas, Flink, Getir und Co. bestellt – unter allen Internetnutzerinnen und -nutzern sind es 10 Prozent. 40 und bei den Jüngeren sogar 51 Prozent können sich vorstellen, ein solches Angebot zukünftig zu nutzen. Ein Grund, warum sie es noch nicht ausprobiert haben, ist die fehlende Verfügbarkeit in der eigenen Region, sagen 45 Prozent.
"Durch Corona hat der Online-Kauf von Lebensmitteln einen starken Schub erfahren, obwohl die Supermärkte und Discounter durchweg geöffnet waren. Neue Geschäftsmodelle wie Express-Lebensmittellieferungen in wenigen Minuten werden dafür sorgen, dass auch unabhängig von Corona immer mehr Lebensmittel online gekauft werden", so Rohleder.
Jeden Monat landen Waren im Wert von 207 Euro im virtuellen Einkaufskorb. Am tiefsten greifen die 30- bis 49-Jährigen mit 266 Euro pro Monat in die Tasche, am wenigsten geben mit 114 Euro pro Monat Menschen ab 60 Jahren aus. Bei Männern sitzt der Geldbeutel mit monatlichen Ausgaben von 230 Euro lockerer als bei Frauen mit 180 Euro. Für den bislang teuersten Online-Kauf wurden im Schnitt 1.745 Euro gezahlt. Auch hier liegen die Ausgaben bei den 30- bis 49-Jährigen mit 2.562 Euro vorne – und bei den Männern mit 1.999 Euro sind sie deutlich höher als bei den Frauen mit 1.473 Euro.
Nachhaltigkeit ist Händlersache
Transparente Lieferketten, weniger Retouren, effiziente Lieferwege: diese Dinge wünschen sich die Deutschen vom Onlinehandel. Allerdings finden 8 von 10 Online-Käuferinnen und -Käufern (81 Prozent), dass vor allem die Händler in der Verantwortung stehen, den Handel nachhaltig und klimaschonend zu gestalten. 92 Prozent sagen, dass Händler darauf achten sollten, möglichst viele Waren in denselben Karton zu packen. Fast genauso viele (91 Prozent) wollen, dass zurückgeschickte Waren lieber gespendet als vernichtet werden soll. 89 Prozent sind der Meinung, dass Onlinehändler mehr auf menschenrechtliche Standards in der Lieferkette achten und ihre Aktivitäten in dem Bereich verstärken müssen. 68 Prozent sagen, es sei ihnen wichtig, dass unter fairen Bedingungen produziert wird.
Immerhin erkennt über die Hälfte der Online-Shopper die Verantwortung auch auf Verbraucherseite: 54 Prozent sagen, dass vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher dafür verantwortlich sind, dass Online-Shopping nachhaltig und klimaschonend ist. Einige Maßnahmen werden bereits umgesetzt. So bündeln knapp drei Viertel (74 Prozent) einzelne Bestellungen. 57 Prozent versuchen, möglichst nachhaltige Produkte zu kaufen, und 41 Prozent achten darauf, wie lang die Lieferwege der Produkte sind. 43 Prozent würden für eine umweltfreundliche Verpackung einen Aufpreis akzeptieren.
Rohleder: "Das Umweltbewusstsein ist da. Jetzt muss es im Online-Shopping ganz praktisch übersetzt werden. Immer mehr Händler unterstützen dabei, z. B. durch transparente Beschreibungen der Umwelteigenschaften von Produkten oder die Möglichkeit der CO2-Kompensation von Transportverpackungen."
am/mit dpa