Protest beim WM-Spiel:
PR-Fail bei der EM: Eigentor für Greenpeace
Greenpeace erntet viel Kritik für eine missglückte Protestaktion beim WM-Spiel zwischen Deutschland und Frankreich. Was ein spektakulärer PR-Stunt werden sollte, führte zu zwei verletzten Zuschauern.
Eigentlich wollte der Greenpeace-Aktivist mit seinem Gleitschirm über das Stadion fliegen und einen Latexball mit Protestbotschaft auf das Spielfeld sinken lassen. Doch offenbar verhedderte er sich im Stadiondach und musste auf dem Spielfeld notlanden. Auf dem Weg dorthin verletzte er zwei Menschen am Kopf.
"Wir entschuldigen uns dafür, dass diese Demonstration nicht wie geplant verlief und dass dabei offenbar jemand verletzt wurde. Das war nie unsere Absicht", teilt Greenpeace mit. Technische Schwierigkeiten führten dazu, dass der Pilot zur Landung im Stadion gezwungen wurde. Wir bedauern zutiefst, dass dadurch Menschen in Gefahr gebracht und offenbar verletzt wurden."
Der Gleitschirmspringer verbrachte den Rest des Spiels in der Gefangenensammelstelle im Stadion. Für ihn hat die Aktion ein Nachspiel. Die Polizei ermittelt wegen verschiedener Delikte nach dem Strafgesetzbuch - und dem Luftverkehrsgesetz. Das teilte das Polizeipräsidium München mit. Der Pilot wurde festgenommen, sein Flieger sichergestellt. "Das Polizeipräsidium München betont, dass es keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird", heißt es in einer Mitteilung.
Die geplante Botschaft der Aktion rückte damit in den Hintergrund. "Kick Out Oil" stand auf dem Latexball und auf dem Gleitschirm. Gerichtet war dies vor allem gegen den EM-Sponsor Volkswagen, gegen den Greenpeace aktuell eine Kampagne am Laufen hat. Mehr Tempo beim Ausstieg aus den klimaschädlichen Verbrennungsmotoren ist das eigentliche Ziel dahinter.
Doch die Botschaft rückte angesichts der Gefährdung der Menschen im Stadion in den Hintergrund. Für alle Gegner von Greenpeace und Klimapolitik ist diese missglückte Aktion gefundenes Fressen. Der CDU-Politiker Friedrich Merz etwa forderte auf Twitter, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte Konsequenzen an. "Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße", sagte er dem Bayerischen Rundfunk.
Die Europäische Fußball-Union UEFA sprach von einer "rücksichtslosen und gefährlichen Aktion", die schwerwiegende Folgen für viele Menschen hätte haben können. Auch der Deutsche Fußball-Bund verurteilte den Protest.
Gute Quoten fürs ZDF
Der EM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat dem ZDF erwartungsgemäß die bisherige Top-Quote bei dem paneuropäischen Turnier beschert. 22,55 Millionen Zuschauer sahen ab 21.00 Uhr die 0:1-Niederlage gegen Weltmeister Frankreich. Der Marktanteil für den öffentlich-rechtlichen Sender lag bei 67,4 Prozent - das heißt, dass zwei von drei Fernsehzuschauern zu der Zeit Fußball geschaut haben.
Die Einschaltquote lag allerdings unter dem Wert des Auftaktspiels der Deutschen bei der EM vor fünf Jahren in Frankreich und bestätigte den Trend der bisherigen Übertragungen des diesjährigen Turniers.
2016 hatten in der ARD mehr als 26 Millionen Interessierte die erste Partie des DFB-Teams gegen die Ukraine (2:0) gesehen. Das entsprach einem Anteil von 68,5 Prozent. Allerdings sind die Quoten nur bedingt
vergleichbar: In diesem Jahr übertragt parallel auch der Anbieter Magenta TV die EM-Spiele; außerdem schauen mittlerweile viel mehr Menschen Fernsehen über das Internet - und diese Zuschauer sind bei der Quotenerhebung nicht dabei.
Die ZDF-Übertragung der ersten Dienstag-Partie in der deutschen Gruppe F zwischen Portugal und Ungarn (3:0) in Budapest lockte am Dienstag 6,44 Millionen Fans (Marktanteil: 34,4 Prozent) vor die Bildschirme. Mit solchen TV-Zahlen konnten die deutschen Frauen in ihrem Länderspiel am Nachmittag gegen Chile (0:0) in Offenbach nicht mithalten. 1,58 Millionen Zuschauer (17,5 Prozent) wollten das Spiel im ZDF sehen.