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Nachrichtenkonsum: Traditioneller als gedacht
Lieber News aus Social Media anstatt aus TV oder Print? Von wegen! Wie eine neue Studie von Kantar ergibt, schätzen Kommunikationsexperten die Veränderungen des Nachrichtenkonsums falsch ein.

Foto: Pexels/Ekrulila
Kommunikationsfachleute überschätzen oft die Schnelligkeit von Veränderungen des Informationsverhaltens und die Bedeutung neuer Medienkanäle. So glauben viele von ihnen, dass soziale Netzwerke und Influencer mittlerweile als Nachrichtenquelle vor den traditionellen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen bevorzugt werden. Die Realität der Verbraucher sieht aber anders aus: Die meisten Konsumenten vertrauen doch noch lieber den großen Nachrichtenmarken als Informationsquelle. Das geht aus einer neuen Studie von Kantar hervor, bei der rund 6.000 Verbraucher und 700 Kommunikationsexperten aus Frankreich, Deutschland, Irland, Italien, Spanien und Großbritannien zum Thema Nachrichtenkonsum befragt wurden.
Demnach würden die Kommunikationsfachleute mit ihren Annahmen zum allgemeinen Nachrichtenkonsum sich eher am Verhalten der Generation Z als an dem der Gesamtgesellschaft orientieren. So bevorzugen die 16- bis 24-Jährigen tatsächlich die sozialen Netzwerke als Nachrichtenquelle Nummer Eins. Allerdings zeigt diese Altersgruppe laut der Studie deutliche Schwächen in der Medienkompetenz: Nur jeder dritte Informationskonsument der Gen Z ist sich sicher, die Quelle der aus den sozialen Medien bezogenen Nachrichten zu erkennen.
Ebenso wenig rechnen die jungen Menschen die beliebtesten auch zugleich zu den vertrauenswürdigsten Nachrichtenquellen: So konsumieren 57 Prozent der Gen Z zwar häufig Nachrichten über soziale Netzwerke, aber ebensoviele geben an, den sozialen Netzwerken zu misstrauen.
"Während der Wert von Social Media und Social-Media-Influencern für die Aktivierung von Marken unbestritten ist, scheint es, dass Branchenfachleute soziale Medien als wichtiger für den Nachrichtenkonsum ansehen, als sie es tatsächlich sind", interpretiert Michael Maillinger, General Manager Media Division Deutschland, die Ergebnisse der Studie. "Selbst unter den Verbrauchern der Gen Z rangieren beispielsweise Social Influencer nur als fünftwichtigste Nachrichtenquelle, weit hinter Rundfunk und Nachrichtenmarken." Wer also eine gute Kommunikationsstrategie entwickeln und dabei auf Fakten statt auf Bauchgefühl setzen will, sollte unbedingt auf qualitativ hochwertig Insights setzen.
Die Studie beschäftigt sich auch mit der Perspektive von professioneller Kommunikation. Mehr als die Hälfte der befragten Fachleute aus den Kommunikationsabteilungen von Unternehmen und Institutionen zeigt sich besorgt über das insgesamt nachlassende Vertrauen in große Medienmarken. Ein gutes Drittel von ihnen ist alarmiert über die Rolle von KI und Algorithmen bei der Nachrichtenverbreitung. Aus Sicht der befragten Fachleute droht dadurch eine Abwertung der Kommunikationsarbeit.