
Außenwirkung:
Nachhaltigkeit ist vorrangig Marketingthema
Für viele Führungskräfte haben Klima- und Umweltschutz keine Auswirkungen auf das Geschäftsmodell, so eine Umfrage der Beratungsfirma Russell Reynolds. Nachhaltigkeit sei vor allem gut fürs Image.

Foto: Russell Reynolds
Nur jedes vierte Unternehmen hat eine klar kommunizierte Nachhaltigkeitsstrategie, obwohl sich Arbeitnehmer und Vorstände in der Bewertung der Dringlichkeit einig sind, so das Ergebnis einer Umfrage der Personalberatung Russell Reynolds. Für die Studie hatte die Personalberatung 9500 Vorstände, Nachwuchsführungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in elf Ländern befragt. In Deutschland wurden 658 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Nachwuchsführungskräfte sowie 89 Vorstände befragt.
Nachhaltigkeit vorrangig Marketingthema
In der Studie geben 46 Prozent der befragten deutschen Vorstände an, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus Marketinggründen getroffen werden, um als gesellschaftlich verantwortlich angesehen zu werden und sich über ein Nachhaltigkeitsimage vom Wettbewerb abzusetzen. Nur 15 Prozent sagen, dass zusätzliche Wertschöpfung die treibende Kraft ihrer Nachhaltigkeitsstrategie sei.
"Fast alle Führungskräfte, mit denen wir sprachen, wollen zum Aufbau einer besseren Welt beitragen. Doch während sie sich verpflichten, ihre Betriebe und Produkte umweltfreundlicher zu machen, wissen viele nicht, wie sie ihren guten Willen in konkrete und nicht nur für das Image wirksame Maßnahmen umsetzen sollen", sagt Max von der Planitz, Berater bei Russell Reynolds Associates.
Wie Unternehmen nachhaltiger werden und verantwortungsvoll handeln können, ist auch Thema der W&V Green Marketing Days. Denn tatsächlich nehmen immer mehr Marken den Kampf gegen den Klimawandel auf. Auf der digitalen Konferenz am 23. und 24. März triffst du Expert:innen, die mit der nachhaltigen Transformation ihrer Marke ein Vorbild sind. Sie weihen dich in ihre Kommunikationsstrategien ein und zeigen dir, wie du mit deiner Marke zur Green Lovebrand wirst.
Die Studie belegt, dass nur jeder vierte befragte Vorstand in Deutschland selbst der Auffassung ist, dass sein Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügt, die klar kommuniziert und umgesetzt wird. Und weniger als jeder Dritte ist der Meinung, dass sich ihr CEO persönlich für die Förderung der Nachhaltigkeit einsetzt. Dabei stimmen Management und Arbeitnehmer in Deutschland im Vergleich zum Ausland auffällig stark darin überein, dass Klimawandel und Umweltzerstörung die größten Bedrohungen für die Gesellschaft darstellen.
Andere Länder machen es besser
Im internationalen Vergleich fällt zudem auf, dass in Deutschland gerade jüngere Führungskräfte vergleichsweise wenig mit Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt sind. So hatten in den vergangenen drei Jahren nur 26 Prozent der deutschen Nachwuchsführungskräfte drei oder mehr Aufgaben mit Nachhaltigkeitsbezug – gegenüber 40 Prozent ihrer Altersgruppe im weltweiten Vergleich.
"Den Umbau zu nachhaltigem Wirtschaften, das lässt sich aus unserer Studie ableiten, sehen gerade Führungskräfte in Deutschland als eine der größten Aufgaben der nächsten zehn Jahre, auf die sich aber viele nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Schliesslich muss für diesen Umbau häufig nicht weniger als ein neues Geschäftsmodell entwickelt werden - mit dem entsprechenden Risiko", so von der Planitz. "Das Geschäftsmodell Nachhaltigkeit ist heute unumgänglich. Wer Nachhaltigkeit mit guter Begründung zum Topthema macht, setzt auf Themen, die deutschen Belegschaften, aber auch zunehmend den Investoren am Herzen liegen."