
Bis zu 6000 infizierte Rechner:
Nach Hackerangriff: Funke startet mit Aufräumarbeiten
Die Funke-Mediengruppe hat den Hackerangriff noch nicht überstanden. Noch immer erscheinen die Titel mit reduziertem Umfang. Eine weitere große Herausforderung: die IT-Systeme wiederherzustellen.

Foto: Funke Mediengruppe
Die Nachwirkungen des Hackerangriffs vom 22. Dezember beeinträchtigen noch immer die Arbeit der Funke-Mediengruppe. Am Tag vor Heiligabend konnte sie lediglich Notausgaben von "WAZ", "Berliner Morgenpost" und "Hamburger Abendblatt" ausliefern. Am 24. Dezember gab es an allen Standorten Ausgaben mit einem Umfang von 16-20 Seiten.
Auch am heutigen 28. Dezember erscheinen die meisten Tageszeitungen des Verbundes immerhin wieder mit größeren Umfängen. Das kündigte eine Sprecherin am Sonntag an. In Nordrhein-Westfalen gibt es zum Beispiel 24 Seiten statt der achtseitigen Notausgabe am Tag nach dem Angriff. An vielen anderen Standorten seien es 20 Seiten. Dutzende Kollegen haben laut der Sprecherin über das Weihnachtsfest daran gearbeitet, die IT-Systeme wiederherzustellen. Ziel sei dabei, sie nach und nach in eine neue, „saubere“ Infrastruktur zu bringen.
Bis zu 6000 Rechner infiziert
„Dies ist angesichts der zahlreichen, bundesweiten Funke-Standorte und potenziell über 6000 infizierten Rechner ein komplizierter und zeitraubender Prozess, der uns allen viel abverlangt“, erklärte sie. Mehrere Räume in der Konzernzentrale seien zu einer „digitalen Waschstraße“ umfunktioniert. Sie funktioniere wie eine Schleuse, oder ein Quarantänenetzwerk, das jedes verseuchte Gerät durchlaufen müsse. „Parallel dazu bauen wir an einem sicheren, neuen IT-Umfeld, um unsere journalistische und geschäftliche Arbeit neu hochzufahren.“
Funke war am Dienstag Opfer eines schweren externen Hackerangriffs geworden. Die Zentrale- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) der Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren übernommen. Spezialisten des Landeskriminalamts ermitteln mit einer Besonderen Aufbaukommission (BAO) der Essener Polizei.
Zeitungsproduktion in Handarbeit
Noch immer halte der Angriff unvermindert hart an. „Die Zeitungsseiten werden, vielerorts im Homeoffice, quasi von Hand gebaut. Alle Texte und Überschriften werden in Telefonaten zwischen Mediengestaltern und Redaktion Wort für Wort abgestimmt, Fotos sehr aufwendig eingearbeitet“, schildert er. Ähnlich kompliziert verhalte es sich in den Druckereien. Tyrock bedankt sich bei den Mitarbeitern und bei den Lesern. „Es gab fast keine Beschwerden - im Gegenteil, sehr viele von Ihnen haben sich an uns gewandt und uns den Rücken gestärkt, uns Mut zugesprochen.“
Christine Richter, Chefredakteurin der Berliner Morgenpost, bedankt sich in einem Brief an die Mitarbeiter und informiert, dass die eigentlich kostenpflichtigen Inhalte auf der Seite komplett freigeschaltet wurden. Dies gilt auch für andere Portale der Gruppe.