
WM-Qualifikation für Katar:
"Pharisäer"-Diskussion um das DFB-Team
"Wir für 30!": Das DFB-Team legt vor dem Rumänien-Spiel mit einer neuen Trikot-Aktion zum Thema Menschenrechte nach. Kritik wegen Heuchelei oder Doppelmoral weisen die Verantwortlichen zurück.
Nach der "Human-Rights"-Trikotaktion des DFB-Teams vor dem Island-Spiel gab es im Netz jede Menge Kritik zu hören. Tenor: Ohne ein WM-Boykott sei die Kritik an der Menschenrechts-Situation im Gastgeberland Katar reines Pharisäertum.
Vor dem Rumänien-Spiel in Bukarest legten die DFB-Profis am Sonntagabend mit einer weiteren Trikotaktion nach: In Anlehnung an die 30 Artikel der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" drehten die Profis ihre Shirts um und posierten mit den Rückennummern vorne für das obligatorische Mannschaftsfoto. "Wir für 30!", twitterte der DFB.
Bundestrainer Jogi Löw und sein Führungsspieler Joshua Kimmich sind der Meinung: WM-Boykott, nein! Freie Meinungsäußerung, ja! Man werde sich weder von der FIFA noch von den Turnierveranstaltern am Golf den Mund verbieten lassen. "Generell bin ich der Meinung, dass wir für einen Boykott zehn Jahre zu spät dran sind", sagte Kimmich in Anspielung an die Turniervergabe nach Katar. "Ein Boykott hilft niemandem. Man kann mit so einem Turnier Aufmerksamkeit in der ganzen Welt erzeugen und Dinge in die richtige Richtung bringen", sagte Löw vor dem Qualifikationsspiel am Sonntagabend.
Kritik am Making-of-Video zur Aktion
Kritik hatte sich am Freitag insbesondere am "Making of"-Video des DFB entzündet: Der gute Grundgedanke der Aktion werde durch das Marketingvideo verwässert und beschädigt, lautete der Vorwurf. In dem Video wird gezeigt, wie Manuel Neuer, Ilkay Gündogan und Leroy Sané ihre schwarzen Trikots mit Buchstaben in weißer Farbe bemalen.
Vor allem die Profis des FC Bayern München sehen sich dem Vorwurf der Doppelmoral ausgesetzt, weil der deutsche Rekordmeister für Qatar Airways wirbt und regelmäßig in dem Emirat am Golf sein Winter-Trainingsquartier aufschlägt.
Löw verteidigt unterdessen die Spieler: Die aktuelle Nationalspieler-Generation denke grundsätzlich über den Fußball hinaus. Die Aktion sei "aus Eigeninitiative" der Spieler heraus entstanden und nicht wie behauptet auf Geheiß des Verbandes. (mw/dpa)